2003: MÜLLER geht steil hinauf
In Rachau (A) gab es von 1995 bis 2004 legendäre Steilhangrennen. Die ca. 120-prozentige Steigung (entspricht einer Neigung von etwa 50 Grad) am Teufelsberg, gespickt mit Steinen und losem Geröll, war definitiv nichts für Warmduscher. Spektakuläre Abflüge und auf dem Weg abwärts sich mehrfach überschlagende Motorräder waren an der Tagesordnung. Um die 30.000 Zuschauer verfolgten am Fuß des Berges dieses Motorsport-Spektakel. Wer über 60m hinauf kam, war gut dabei. Könner kamen bis über 100m, ganz wenige Ausnahmetalente mit passender Technik orgelten bis über 200m hinauf Richtung Gipfel. Läufe zu einer europäischen Meisterschaft führten das Hillclimbing-Team auch in das schweizerische Obersaxen. Auch dort wurde der Müllersche Spezialumbau „Sachsenland“ eingesetzt.
2005: Einstieg in den internationalen Strassenrennsport
Die IDM (Internationale Deutsche Meisterschaft) war eine Meisterschaft für Motorräder, eingeteilt in verschiedene Sportproduktionsklassen. Je nach erlaubtem maximalen Hubraum gab es Klassen wie Superbike (bis 1.000 ccm für Vierzylinder, 1.200 cc für Zweizylinder) und Supersport (600 bzw. 750 ccm). Später kamen die Klassen Superstock und SuperNaked hinzu. Die Motorradsparte des Unternehmens Müller war bis 2013 in diesem Segment aktiv, zunächst als MÜLLER Racingteam, später als Racing Team Germany Suzuki Müller. In der IDM Superbike konnten die Zuschauer auf verschiedenen Rennstrecken in Deutschland und Europa hochkarätigen Motorsport erleben.
Wer in der IDM mitmischen will, muss sich mit hochkarätigen internationalen Gegnern auseinandersetzen, sieht sich finanzstarken Teams in eindrucksvollen 40t-Trucks gegenüber und muss viel reisen. Die Rennen führten den kleinen Müller-Tross an den Hockenheim- und den Nürburgring, nach Salzburg, Assen oder Most. Highlights waren natürlich die Heimrennen auf dem Sachsenring, in Schleiz und auf dem Lausitzring. Sehr interessant auch das Jahr 2008, als ein gewisser Marcel Niederhausen mit der Startnummer 77 auf den Fahrerlisten auftauchte. Hinter dem Tarnnamen verbarg sich der siebenfache Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher.
2009: Gesamtsieg im Drei-Nationen-Cup
Für die kleineren Teams wurde es immer schwieriger, in der „europäischen Liga“ IDM mitzuhalten. Technische Auflagen, Nenngelder, Kosten für die Rennreifen drückten auf die Budgets. Für Teams ohne finanzkräftige Sponsoren wurde die Luft immer dünner. Eine lobenswerte Initiative von Veranstaltern klassischer Straßenrennen erkannte schon 2003 das Dilemma und rief den „Drei-Nationen-Cup“ ins Leben. Gefahren wurde im niederländischen Hengelo, im belgischen Küstenort Ostende und auf dem Frohburger Dreieck. 2009 konnten wir mit unserem Fahrer Didier Grams (Suzuki GSX-R 1000) den Cup-Sieg erstmals nach Deutschland entführen.
2010 und 2011: Siegesserie in der International-Roadracing-Championship (IRRC)
Das Interesse an den Rennen um den „Drei-Nationen-Cup“ für Superbikes und Supersport-Maschinen wurde immer größer. Bezahlbare Nenngelder und attraktive Regelungen für die Preisgelder ließen die Fahrerfelder wachsen. Um die 30 Fahrer reihten sich pro Rennen im Grid ein. Die Zuschauer schätzen den ehrlichen, klassischen Motorsport und die tolle Atmosphäre an der Strecke und im Fahrerlager. Auch die Funktionäre der Straßenkurse im belgischen Chimay und in Schleiz bekundeten Interesse an der Rennserie.
Spannender und bezahlbarer internationaler Motorsport
Auch Terlicko (CZ) und Horice (CZ) wollten gern in den Kalender. Die Cupserie entwickelte sich schließlich auf bis zu sechs Veranstaltungen im Jahr. Im Jahr 2010 wurde neben den „Klassikern“ Hengelo (NL), Oostende (B) und Frohburg auch auf der schnellen Strecke von Chimay (B) und dem Berg-und-Tal-Straßenkurs in Schleiz gefahren. Dieses Jahr zählte zu den erfolgreichsten für das Racing Team Germany Suzuki Müller und den Fahrer Didier Grams auf der 1000er GSX-R. Egal wo die weiße Suzuki mit den schwarz, rot, goldenen Streifen an den Start ging, am Ende stand unser Fahrer ganz oben auf dem Treppchen. Der Niederländer Wim Theunissen und Thilo Häfele mussten sich geschlagen geben.
2010: Abenteuer Macau GP
Der Macau Grand Prix ist eine Rennveranstaltung, die seit 1954 jedes Jahr auf dem Guia Circuit in Macau ausgetragen wird. Derzeit fahren Formel 3-Rennwagen, Tourenwagen und Motorräder der Superbike-Klasse. Der enge Stadtkurs mit seinen Leitplanken und Begrenzungsmauern gilt als sehr gefährlich. Auslaufzone? Kiesbett? Alles Fehlanzeige. In der chinesischen Sonderverwaltungszone blüht das legale Glücksspiel, was viele Touristen aus Hong Kong und dem chinesischen Festland anzieht. Die Hoteliers freuen sich über eine fast 100-prozentige Auslastung der Bettenkapazität. Zur Unterhaltung dieses
Publikums lädt der Veranstalter erfahrene Roadracer aus der ganzen Welt zum jährlichen Macau Grand Prix. Fahrer wie Kevin Schwantz (Suzuki), Michael Rutter und Stuart Easton zählten hier schon zu den Siegern. Natürlich konnte es für uns nicht darum gehen, gestählte Roadracer aus der British Superbike, Isle of Man- und Northwest 200-Sieger zu bezwingen. Heil zurückkommen und sich möglichst teuer zu verkaufen war die Devise. Mit achtbaren Plätzen im vorderen Mittelfeld ist das auch eindrucksvoll gelungen. Team, Maschine und Fahrer haben bewiesen, dass sie die Kompetenz und die Nerven haben, hier mitzumischen.
2010: Fischereihafenrennen in Bremerhaven
LAUT. ROH. ECHT. So charakterisiert der Veranstalter das Fischereihafen-Rennen. Recht hat er. Schon seit 1952 gibt es das kultige Rennen in der heutigen Form. Auf 2,7 Kilometern „Rennstrecke“ mitten im Hafen rasen zu Pfingsten über 400 Fahrer aus 14 Nationen in 11 Klassen um den Sieg. Viele tausend Menschen feiern mit ihnen. Dieses Roadracing-Event ist ein Motorsport-Ereignis mit Festival-Atmosphäre, mit seltenen Classikmaschinen bis zu den neuesten High-End-Bikes. Unser Fahrer hat sich schnell an den verrückten Kurs zwischen Kühlhäusern, Kneipen und Kaimauern gewöhnt und fuhr mal wieder der Konkurrenz davon. In Bremerhaven gibt es übrigens zum Pokal auch noch stilecht ein Glas Rollmöpse dazu.